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Integrieren wir noch oder Inkludieren wir schon? - Inklusion in der Kita leben

„Es ist normal, verschieden zu sein.“ Richard von Weizsäcker, 1993


Gibt es eine Norm für das Menschsein? Dies ist nicht möglich, denn die Menschheit ist bunt. Menschen mit verschiedener kultureller Herkunft; Menschen mit körperlicher und geistiger Behinderung; Menschen mit unterschiedlichem Werteverständnis; verschiedenem Humor; die, die das Glas immer halb voll sehen und die, für die es eben eher halb leer ist…

Genau betrachtet ist Normalität doch eher eine Illusion, denn wer will denn festlegen, was normal ist?


Inklusion - eine bedürfnisorientierte Haltung in der Kita

Integration und Inklusion sind Begriffe, die aus Kindereinrichtungen nicht mehr wegzudenken sind. Es geht jedoch nicht „nur“ um die Betreuung von Kindern mit Behinderung, sondern vielmehr eine veränderte Haltung in Bezug auf Diversität und eine vorurteilsfreie Pädagogik in unserem Kita-Alltag. Verschiedenheit als Normalität zu betrachten und die Chancen für unser Zusammenleben zu erkennen, sollte das Ziel sein.

Der Begriff Inklusion ist sehr vielschichtig und nicht so leicht konkret zu beschreiben. Daher gibt es keine allgemeingültige Definition. Für dieses eine Wort gibt es vielfältige Assoziationen und es wird mit unterschiedlichen, sehr individuellen Emotionen verbunden. In der pädagogischen Diskussion über diesen Begriff gibt es jedoch Übereinstimmungen über wesentliche Aspekte. Inklusion meint ALLE und ist Menschenrecht. Es geht darum, Verschiedenheit und die sich daraus ergebende Vielfalt der Menschen als Normalität zu betrachten. In unserer Kategorie "Inklusion" finden Sie eine große Auswahl an Produkten, um den Inklusionsalltag in der Kita zu gestalten.

Inklusion ist:

  • Menschenrecht
  • Mehr als Integration: Das Ziel ist, Behinderung nur als Verschiedenheit zu verstehen 
  • Vielfalt als Normalität und Chance zu verstehen
  • Ressourcenorientierung steht im Mittelpunkt 
  • Qualitätsmerkmal, Bildungsziel und Leitbild


Inklusion braucht:

  • Raum durch eine achtsame Haltung und Nutzen von Vielfalt 
  • Ressourcenorientierte Kooperation im Team und im Netzwerk
  • Abbau von Vorurteilen. Merke: Mein Denken bestimmt mein Handeln
  • Bedürfnisorientiertes Handeln
  • Eine Kultur des Vertrauens und des Zutrauens


Woran erkenne ich Inklusion?

  • Familien gehören dazu und sollen sich hier willkommen- und wohlfühlen
  • Alle Barrieren sind auf ein Minimum reduziert
  • Bei der Planung und der Gestaltung des Alltags und von Aktivitäten wird an ALLE gedacht
  • Beobachtung und Dokumentation sind Grundlage für pädagogisches Handeln
  • Die persönliche Haltung wird sowohl selbst als auch in der Teamarbeit reflektiert
  • Bleiben Sie neugierig und betrachten Sie Verschiedenheit als Normalität und Chance für Entwicklung


Chancengleichheit für alle im Kindergarten

Gerechtigkeit ist ein großer Antrieb für unser pädagogisches Handeln. Mit dem inklusiven Blick wäre jedoch eine Gleichbehandlung Aller kontraproduktiv, denn damit wird keine Chancengleichheit erreicht, eher im Gegenteil. Starre Konzepte passen nicht zur Einzigartigkeit der Kinder, ihrer Familien und auch nicht zu bunten Teams. Vielmehr muss eine optimale Lernumgebung immer wieder reflektiert und flexibel an den Bedürfnissen Aller orientiert gestaltet werden. 

Um eine gleichberechtigte Teilhabe der Menschen zu ermöglichen, benötigt es die Anpassung der Systeme (Einrichtungen) an individuelle Bedürfnisse und Voraussetzungen. Kinder, die in einem offenen Umfeld mit dementsprechenden Vorbildern aufwachsen, werden dies in ihrem Selbstverständnis verinnerlichen und dementsprechend handeln. Inklusion geht also alle an, ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung und richtet seine Aufmerksamkeit auf Teilhabe und Partizipation. 


Wie soll das aber in der Praxis funktionieren, wenn alles ständig hinterfragt und verändert wird? Meine Werte- und Normvorstellungen geben ja auch Sicherheit und Orientierung für mein Handeln. Ängste vor der Herausforderung „Bin ich denn ausreichend dafür ausgebildet?“ und Befürchtungen vor der zusätzlichen Belastung spielen auch oft eine bedeutende Rolle. Diese Gedanken und Fragen benötigen Raum im Team und Unterstützung, um sich auf den Weg begeben zu können. 

Die Auseinandersetzung mit Inklusion sollte also nicht abschreckend und verunsichert sein, sondern als Prozess, ohne Anspruch auf Perfektion aber mit einem klaren Auftrag betrachtet werden. Was braucht es, um sich auf diesen Weg zu begeben? Als Arbeitsbegriff kann Inklusion als "das Streben nach größtmöglicher Teilhabe und minimale Exklusion von Anfang an" verstanden werden. Um sich dem anzunähern, ist zunächst ein gemeinsames Nachdenken über den eigenen Standpunkt und der Austausch im Team nötig.


Folgende Fragen können hier unterstützend sein: 

  • Was ist für mich Normalität und was bedeutet Vielfalt?
  • Was bedeutet Inklusion für mich?
  • Welche Assoziationen und Gefühle verbinde ich mit diesem Begriff?
  • Welche Chancen und Herausforderungen verbinde ich mit Inklusion? 

" Inklusion meint ALLE und ist Menschenrecht.
Es geht darum, Verschiedenheit und die sich daraus ergebende Vielfalt der Menschen als Normalität zu betrachten. "

Über die Autorin:

Peggy Bresnik, freiberufliche Referentin mit den Schwerpunkten Bildung und Erziehung der frühen Kindheit und Kitamanagement sowie Coach für Einzelpersonen und Teams

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